Bericht von der Wanderung im Gamengrund und den Gedenkveranstaltungen in Strausberg am 31.08.2024

13. September 2024

Am 24. August 1941 trafen sich im Gamengrund, einem Erholungsgebiet bei Tiefensee/Werneuchen, ca. 50 Berliner Antifaschistinnen und Antifaschisten. Anlass war der deutsche Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 und die Notwendigkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen. Viele der Teilnehmenden des Treffens wurde durch Verrat eines Gestapo-Spitzels festgenommen und im Sommer 1944 hingerichtet. Seit 2020 organisiert die Kreisvereinigung Märkisch-Oderland der VVN-BdA eine Gedenkwanderung zum historischen Ort des antifaschistischen Treffens im Gamengrund. 2024 sollte es erstmalig eine Kooperation mit der Berliner VVN-BdA und einen Bus aus Berlin zur Wanderung geben.

So kam es, dass wir uns am Morgen des 31.08.2024 am Ostbahnhof trafen, um die gemeinsame Anreise mit einem extra angemieteten Bus nach Tiefensee anzutreten. Erkennungszeichen für alle Mitreisenden war eine VVN-Fahne an einem Schild neben dem Bus, um Verwechselungen vorzubeugen. Denn zeitgleich wartete hinter uns ein Bus nach Erfurt zu den Protesten gegen die AfD-Feierlichkeiten anlässlich der Landtagswahl in Thüringen. Die in Thüringen zu erwartenden und später mitgeteilten Wahlergebnisse lassen leider nichts Gutes erahnen und raue Zeiten werden wohl bevorstehenden. Eine Kostprobe dessen sollten wir noch vor Abfahrt bekommen. Denn unsere Fahne war einem Angestellten der Berliner Stadtreinigung (BSR), der mit drei Kollegen unweit von unserem Bus seine Frühstückspause machte, offensichtlich ein Dorn im Auge. Er kam zu unserer Reisegruppe herüber und forderte mit Deutung auf unsere Fahne, dass wir unseren Müll aber gefälligst wieder mitnehmen. Nachdem aus unserer Reisegruppe die Nachfrage kam, wie das denn zu verstehen sei und wo sein Problem liegt, wusste der BSR-Angestellte nur mit sexistischen Beleidigungen und Gewaltandrohungen zu reagieren. Seine übrigen BSR-Mitarbeiter tolerierten die verbalen Ausfälle und Gesten ihres Kollegen und ließen sich zwischen Kaffee und Brötchen nicht in ihrer Pause stören. Aber auch uns konnte der rechte Troll nicht die Stimmung vermiesen und so starteten wir planmäßig und gut gelaunt in Richtung Märkisch-Oderland.

Nach kurzen Umwegen auf der Anreise und der Erkenntnis, dass es in der Gemeinde Werneuchen neben einer Reichweinstraße, auch eine Adolf-Reichwein-Straße gibt, kamen wir mit leichter Verzögerung am vereinbarten Treffpunkt in Tiefensee an. Die Kameradinnen und Kameraden der VVN-BdA Kreisvereinigung MOL und weitere Teilnehmende warteten bereits auf uns, damit es endlich losgehen konnte. Wir wanderten von Tiefensee einen schönen Pfad am Gamensee entlang zum Gamengrund, wo am 24. August 1941 das Treffen der Widerstandskämpferinnen und -kämpfer rund um die „Uhrig-Römer-Gruppe“ stattfand. Treffpunkt war eine 1974 dort eingeweihte Gedenktafel für die Teilnehmenden des Treffens, welche jedoch vor einiger Zeit gestohlen wurde. Dazu später mehr.

Zunächst verweilten wir am historischen Ort des Treffens, wo zum heutigen Anlass anstelle der gestohlenen Gedenktafel eine Replik auf gehangen wurde. Der Ort war nur über einen kleinen Abhang zu erreichen und der Weg nicht barrierefrei. So musste plötzlich improvisiert werden, damit auch wirklich alle an der Gedenkveranstaltung teilnehmen konnten. Wer den steilen Weg nicht laufen konnte, wurde kurzerhand auf einem Stuhl den Abhang hinunter und anschließend wieder hinauf getragen. Für Außenstehende mag das wohl ein seltsames Schauspiel gewesen sein, wie eine Person hoch erhoben auf einem Stuhl durch den Wald tragen getragen wird. Letztlich konnten sich so aber alle am Gedenkort zusammenfinden und der Veranstaltung beiwohnen.

Zu Beginn referierte Trille Schünke-Bettinger über die historischen Gegebenheiten des antifaschistischen Treffens und hob dabei das Wirken und Schicksal der Widerstandskämpferin Charlotte Eisenblätter hervor. Mathias Wörsching folgte darauf mit einer Analyse der aktuellen politischen Lage, bevor wir zum Ende der kleinen Gedenkveranstaltung Blumen niederlegen konnten. Anschließend wanderten wir erneut auf einem schönen Weg entlang des Gamensees zurück in den Ort Tiefensee. Während der Wanderung und einer kleinen Pause auf einem idylischen Campingplatz am See blieb reichlich Gelegenheit, sich mit den Kameradinnen und Kameraden aus MOL auszutauschen. Als wir schließlich zurück in Tiefensee waren und unseren Bus bestiegen, der uns nach Strausberg bringen sollte, waren die meisten froh, für einen kurzen Moment sitzen zu können. Die Sonne und warmen Temperaturen hatten doch einige Anstrengungen abverlangt. Nichtsdestotrotz waren sich alle einig, dass sich der Weg nach Tiefensee und die Wanderung in den Gamengrund gelohnt hatten.

In Strausberg angekommen suchten wir das örtliche Museum auf. Hier wurde am Nachmittag die originale Gedenktafel aus dem Gamengrund präsentiert. Auf die Begrüßung durch ein Vorstandsmitglied der VVN-BdA Kreisvereinigung MOL folgten Worte und Danksagungen durch die Strausberger Bürgermeisterin. Bei den Vorbereitungen für die Wanderung im Sommer 2021 wurde bemerkt, dass die Tafel im Gamengrund gestohlen wurde. Erst im Dezember 2022 wurde sie durch Zufall bei Brückenbauarbeiten im Rüdersdorfer Stolpkanal wiedergefunden und seitdem professionell restauriert. Nach Abschluss der Restaurierung soll die Tafel in Zukunft auf dem Außengelände des Strausberger Museum ausgestellt werden. Bei den Mitgliedern der lokalen VVN-BdA besteht ansonsten die Sorge, dass die Tafel an ihrem eigentlich Bestimmungsort im Gamengrund erneut gestohlen würde. Diese Sorge müssen wir leider teilen und der Verbleib im Museum erscheint daher der geeignete Ausstellungsort für die Gedenktafel zu sein.

Nach der Einweihung der Gedenktafel im Museum machten sich noch einige Teilnehmende auf den kurzen Weg zum Projektraum „Julie“, wo wir bei Kaffee und Kuchen den Worten von Edith Pfeiffer lauschen konnten, die von ihren Eltern erzählte, die im Widerstand aktiv waren.

Anschließend gab es auch hier wieder gute Gelegenheit, in den Austausch unter den Teilnehmenden der Gedenkveranstaltung zu kommen. Dabei konnten wir interessante Einblicke in die Strukturen der VVN-BdA in Strausberg gewinnen, die sich mit einem eigenen Büro, dem Projektraum „Julie“ und den guten Kontakten zum Museum und zur Bürgermeisterin eine solide Grundlage für ihre Arbeit vor Ort geschaffen hat.

Am frühen Abend erreichten wir leicht erschöpft aber zufrieden den Berliner Ostbahnhof, wo manche den Abend noch in einer Kneipe ausklingen ließen. Es bleibt ein abwechslungsreicher Tag in Erinnerung, der neben einer schönen Wanderung und Gedenkveranstaltung auch spannende Eindrücke aus der Arbeit der VVN-BdA in Strausberg bereithielt. Bei allen Einigkeit, dass wir auch im nächsten Jahr an der Wanderung und dem Gedenken teilnehmen wollen.

Veranstaltung von VVN-BdA und ANPI zur US-Wahl, Trump und seinen Unterstützern

2. September 2024

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Nationalen Vereinigung der Partisanen Italiens (ANPI) und findet auf Englisch statt. Im Folgenden der Ankündigungstext:

PlutoTheoMonarchy – What Trump wants and who is paying for it October 2nd, 7pm at Oblomov, Lenaustr. 7, 12047 Berlin. The US elections in November will not only decide who will be the next president, but also whether or not the USA will remain a constitutional democracy at all. We take a look at the networks behind Trump and his cronies, from his running mate J.D. Vance and “Project 2025” to lesser known groups and individuals who have influenced and financed the rise of trumpism in America, some of whom are also active in Europe. After learning more about their political goals, we will also discuss how Trump might try to become president, even if he loses the election. The event will be held in English.

October 2nd | 7pm | Oblomov, Lenaustr. 7, 12047 Berlin

Tag der Erinnerung und Mahnung am 8. September 2024

26. August 2024

Der diesjährige Tag der Erinnerung udn Mahnung steht unter der Losung: Für Demokratie und Frieden – Gegen Faschismus und Krieg. Zu diesen Themen wurde ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Diskussionen, Live-Musik und Filmvorführungen erstellt. Dazu gibt es Info-Stände und Essens- wie auch auch Getränkeversorgung. Wie schon im letzten Jahr findet der TdM wieder am Franz-Mehring-Platz 1 statt.

Das vollständige Programm findet sich unter: https://tag-der-mahnung.vvn-bda.de/2024/07/10/programm-tdm-2024/

Gedenken an Franz Mett am 21.08.2024

7. August 2024

Am Mittwoch, den 21.08.2024 gedenken wir dem antifaschistischen Widestandskämpfer Franz Mett in Mitte. Franz Mett war Arbeiter, Kommunist und Teil eines Widerstandsetzwerks in Berlin. Er wurde vor 80 Jahren am 21.08.1944 im Zuchthaus Brandenburg ermordet.

Für das Gedenken an Franz Mett treffen wir uns am 21.08.2024 um 18 Uhr an seinem ehemaligen Wohnhaus in der Mulackstraße 7, 10119 Berlin.

Aufruf zur Demo am 9. Mai – Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

2. Mai 2024

Nie wieder Faschismus!
Nie wieder Krieg!
Es lebe die Niederlage Nazi-Deutschlands und die Befreiung vom Faschismus!

Demonstartion am 9. Mai 2024 um 17:30 Uhr Start: Bahnhof Friedrichstraße

– Es leben die Befreier*innen und der antifaschistische Widerstand.
– Aufrüstung, Wehrpflicht und Waffenexporte beenden.
– NS-Verherrlichung und Geschichtsverdrehung stoppen.
– Gegen Rechtsruck und AfD.
– Freiheit für alle Antifas.
– Für das Grundrecht auf Asyl.
– Für ein Leben in Frieden und Freiheit.

8. Mai – Tag der Befreiung

30. April 2024

Auch in diesem Jahr feiern wir den 8. Mai als Tag der Befreiung am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park. Alle Infos gibt es unter https://neuntermai.vvn-bda.de/.

Kommt am 8. und 9. Mai zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow.

  • Wir erinnern an den historischen Moment, wir danken den Befreier*innen aus allen Republiken der Sowjetunion!
  • Tretet mit uns ein gegen Krieg, Patriotismus und Nationalismus!
  • Gegen jeden Geschichtsrevisionismus!
  • Sofortige Entschädigung für alle noch lebenden Kriegsgefangenen aus allen Republiken der ehemaligen Sowjetunion!
  • Aufnahme aller Menschen, die vor Kriegen und Armut flüchten, die rassistische Aufnahmepraxis muss aufhören!
  • Unterstützung für russische, belarussische und ukrainische Deserteur*innen und Kriegsdienstverweigerer!
  • Stopp der Aufrüstungsspirale jetzt!
  • Solidarität statt Nationalismus!

Aufruf zum Gedenken an die „Fabrik-Aktion“ und den Protest in der Rosenstraße

16. Februar 2024

Am 27. Februar 1943 fand im Deutschen Reich die „Fabrik-Aktion“ statt, bei der Tausende Jüdinnen und Juden an ihren Zwangsarbeitsstätten verhaftet und anschließend nach Auschwitz deportiert wurden. In Berlin wurde die Inhaftierten im ehemaligen Wohlfahrtsamt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Rosenstraße 2–4 gesammelt. Viele der Inhaftierten lebten in sogenannten „Mischehen“. Als ihre Angehörigen erfuhren, wo sie sich befanden, kam es zu tagelangen Protesten in der Rosenstraße und letztlich zur Freilassung der Gefangenen.

Am 27. Februar 2024 findet aus Anlass dieser Ereignisse vor 81 Jahren von 16-17 Uhr eine Gedenkveranstaltung in Mitte statt. Beginn ist um 16 Uhr am Mahnmal vor dem Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße. Anschließend geht es zur Denkmalskulptur in der Rosenstraße.

Das vollständige Programm gibt es unter folgendem Link:

https://www.orte-der-erinnerung.de/veranstaltung/gedenken-an-die-fabrik-aktion-und-den-protest-in-der-rosenstrasse-3/

Veranstaltungen zum Pogrom im Scheunenviertel vor 100 Jahren

19. Oktober 2023

Am 5./6. November 1923 fand im Scheunenviertel ein antisemitisches Pogrom statt. Das Scheunenviertel nördlich vom Alexanderplatz war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Zentrum jüdischen Lebens in Berlin. 100 Jahre später wollen wir an das fast vergessene und in Geschichtsarbeit wie Gedenkkultur wenig beachtete Ereignis erinnern.

Am 5. November 2023, also auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Pogrom, wollen wir unter Leitung eines Historikers des Jüdischen Museums durch das Scheunenviertel laufen und die historisch relevanten Orte aufsuchen, wo sich vor 100 Jahren die Gewalt gegen Jüdinnen und Juden entlud. Start des Rundgangs ist 12 Uhr auf dem Rosenthaler Platz Ecke Weinbergsweg. Wir bitten hier um eine Spende von 5 €.

Am 6. und 20. November finden zwei Vorträge statt, welche sich tiefer mit den Ereignissen im November 1923 befassen und in den historischen Kontext einordnen. Wir freuen uns über zahlreiche Teilnahme.

5. Nov. 2023 | 12:00 | Rosenthaler Platz Ecke Weinbergsweg | Führung durch das Scheunenviertel zu historisch relevanten Orten mit einem Historiker vom Jüdischen Museum (5 € Spendenbeitrag)

6. Nov. 2023 | 18:00 | Zentrale Landesbibliothek | Breite Str. 30-36 | Pogrom im Scheunenviertel – Antisemitismus in der Weimarer Republik und die Berliner Ausschreitungen 1923

20. Nov. 2023 | 18:30 | Cafe Sibylle | Karl-Marx-Allee 72 | 100 Jahre Scheunenviertelpogrom, 85 Jahre Reichspogromnacht

Tag der Erinnerung und Mahnung am 10.09.2023

7. September 2023

Am zweiten Samstag im September findet wie immer der Tag der Erinnerung und Mahnung in Berlin statt. Mitglieder aus der Bezirksorganisation Mitte sind tatkräftig an der Organisation beteiligt. Wir laden alle Mitglieder und Interessierten am 13.09.2023 zum Franz-Mehring-Platz 1 (FMP1) ein. Euch erwarten viele Veranstaltungen, Speisen und Getränke. Das gesamte Programm findet ihr hier.

Samstag, 29.04. Vortrag/Workshop im Wedding zu Verschwörungsnarrativen

25. April 2023

Am Samstag, 29.04.2023, laden wir erneut zu einem Vortrag/Workshop über Verschwörungsnarrative ein. Zuletzt hatten wir den Vortrag im Februar beim monatlichen VVN-Tresen in Kreuzberg angeboten. Dieses Mal gehen wir in den Wedding, genauer gesagt ins PA58 im Soldiner Kiez.

Inhaltlich geht es wieder um folgende Fragen: Woran erkenne ich ein Verschwörungsnarrativ? Wie sind Verschwörungsnarrative aufgebaut, und wie verändern sie sich? Und was hat das alles mit rechten Ideologien zu tun? Bei der Veranstaltung wollen wir Grundbausteine von Verschwörungsnarrativen kennenlernen und verstehen, wie Rechte diese Narrative als Rekrutierungs- und Radikalisierungsinstrument nutzen.

Die Veranstaltung findet statt im großen Raum der Genossenschaft PA58.

29.04.2023 | 15 – 18 Uhr (offen ab 14:30 Uhr) | Prinzenallee 58

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